Das und mehr muss in die Velotaschen |
- Basel – Mariastein
- Mariastein – Miécourt
- Miécourt – Réclère
- Réclère – St. Ursanne
- La Combe – Le Bémont
- Le Bémont – Meienried
- Meienried – Olten
22. Juli: Basel – Mariastein
Wie üblich war die Anreise mit der SBB nervenaufreibend. Was für ein Zug kommt? Hat es nur Zweierabteile für die Fahrräder? Sind die noch frei? Wohin mit dem Anhänger? Letztlich ging aber alles gut, auch Dank der Hilfe einer freundlichen Dame. In Basel war das Wetter dann auch nicht besser als zu Hause. Wir packten uns also regensicher ein und fuhren los. Wir folgten den Wegweisern der Route 7. Von der Stadt gelangten wir in die Agglomeration, das zum Velofahren so langweilig ist wie es tönt. „In der Natur unterwegs“ waren wir definitiv noch nicht. Wie waren wir froh, als wir nach Therwil endlich über offenes Land fuhren. Am Himmel rüttelte ein Turmfalke, riesige Strohballen warteten darauf, ins Trockene gebracht zu werden.
Der Regen hatte nachgelassen, aber nur für kurze Zeit. Bald sahen wir die Ruine Landskron, die auf französischem Boden liegt. Mariastein, unser erstes Ziel, war also nicht mehr weit. Aber hoch hoben. Daraus schliesst der erfahrene Mathematiker: Der Weg ist sehr steil! Zumindest der direkte, den wir wählten, denn wir folgten nun dem Wander- und nicht dem Veloweg. Wir legten den kleinsten Gang ein und fuhren hoch, unterbrochen von ein paar Pausen. Bald lag das Kloster Mariastein vor uns, das Ziel war erreicht.
Wir nächtigten im Hotel „Jura“ (das Zelt liessen wir also noch verpackt) und stillten unseren Hunger im Restaurant Lindenhof, beide empfehlenswert, wenn man keine hohen Ansprüche stellt.
23. Juli: Mariastein – Miécourt
Lag es wirklich an diesem Kraftort? Oder war es einfach die Anstrengung des Vortages? Jedenfalls hatte ich schon lange nicht mehr so gut geschlafen auswärts. Das Wetter schien heute besser zu sein, jedenfalls regnete es nicht mehr. Als wir los fuhren, sahen wir sogar blauen Himmel und die Sonne drückte durch. Wir konnten endlich so radeln, wie wir uns das vorgestellt hatten: In kurzer Kleidung. Die erste Herausforderung lauerte gleich nach Metzerlen: 300 Höhenmeter waren zu bewältigen, meistens auf der Hauptstrasse, eigentlich überhaupt nicht unser Territorium. Aber wir hatten keine Wahl. Zum Glück gibt es nicht viel Verkehr über den Challpass. Bei etwas über der Hälfte des Aufstieges befanden sich die „Felsplatten“, heute ein Aussichtspunkt, zu Zeiten der Weltkriege befestigte Beobachtungsposten, die einen weiten Blick nach Frankreich erlaubten. Auf der Passhöhe zweigte ein Waldweg rechts ab, so dass wir endlich die Strasse verlassen konnten. Einsam fuhren wir über den Höhenzug der Challhöchi und hinunter nach Kleinlützel. Dort diskutierten wir, ob wir meiner Variante folgen sollen oder der offiziellen Route. Angesichts der Steigung meiner Variante folgten wir brav der offiziellen Ausschilderung auf der Hauptstrasse. Schon wieder. Bei der Abzweigung nach Roggenburg hatten wir endgültig genug davon und fuhren dort hoch, um weiter meiner Variante zu folgen. Die Sicht von oben erweitert halt den Horizont schon enorm, und sei es nur der visuelle. Wo das Auge auch hinblickte, man sah nur bewaldete Hügelzüge und Felder, kaum Siedlungen. Und auf der anderen Hangseite war bereits Frankreich. So nah ist manchmal das Ausland, und trotzdem haben viele Angst davor. Nach einem weiteren Anstieg erreichten wir die Löwenburg, ein biologischer Agrarbetrieb der Christoph-Merian-Stiftung. Die Gebäude aus dem Mittelalter wirken auch heute noch imposant.
Nach der Löwenburg stieg der Weg nochmals an, bevor es eben weiter ging. Und nach meinem Plan müsste jetzt ein gestrichelter Wanderweg kommen, das heisst, es ist wohl mehr ein Pfad. So war es denn auch. Aber runter kommen wir bestimmt irgendwie, dachte ich mir. So war es auch, es war ein handtuchbreiter Pfad, aber fahrbar, auch mit Anhänger. Nur die Bremsklötze werde ich wohl nach der Tourenwoche austauschen müssen. Von einer normalen Velogruppe wäre ich spätestens jetzt als Tourenleiter abgesetzt worden. Nicht jedoch von den Kindern. Die fanden, es hätte sich gelohnt. Noch einmal folgte ein Aufstieg, was die Kinder nicht gerade mit Freudengeschrei untermalten. Aber ich fand es immer noch besser, als auf der langweiligen und gefährlichen Hauptstrasse zu fahren, sie dann doch auch. Eine letzte rasante Abfahrt leitete uns zu ebendieser Strasse hinunter, denn nun konnten wir sie nicht mehr umfahren. Nach Lucelle mussten wir noch ein letztes Mal kräftig in die Pedalen treten, um die Steigung zu bewältigen. Oben wollten wir uns eine Erfrischung gönnen, mussten aber feststellen, dass wir dieses „Dorf“ wohl schon durchfahren haben. Na ja, genossen wir halt die Schussfahr hinunter nach Charmoille, wo unser Traum nun wahr werden sollte. Doch dieses Dorf hat tatsächlich keine (offensichtliche) Beiz, so dass wir halt an unser Ziel fuhren, nach Miécourt. Ich war erstaunt, wie flach und weit es in dieser Gegend ist. Sonst hat man ja immer Hügel und Berge vor dem geistigen Auge, wenn man an den Jura denkt. Bin gespannt, wie die weitere Reise nach Réclère aussieht.
Die Unterkunft war relativ schnell gefunden, wir nächtigten im Stroh auf einem Bauernhof, ein Erlebnis für die Kinder.
24. Juli: Miécourt – Réclère
Die heutige Etappe sollte kürzer sein und weniger Höhenmeter aufweisen. Nach dem reichhaltigen Bauernfrühstück im Garten der Gastgeber starteten wir die Tour auf der Landstrasse nach Porrentruy. Ich war selber überrascht, dass ich eine solche Route geplant hatte, aber die Ajoie hat anscheinend die Eigenart, dass es kaum durchgängige Feldwege gibt in der Ebene, die wir sonst benützen. Vor Alle konsultierte ich nochmals die Karte und fand doch noch einen Weg über die Felder, was uns schon viel besser gefiel. Ein Radweg führte uns von Alle nach Pruntrut, der eingepfercht ist zwischen Autobahn und Eisenbahn, auch nicht unbedingt unser Geschmack. Pruntrut liegt zentral in der Ajoie, und als Zentrum, altes und neues, stellt es sich auch dar. Eine schöne Altstadt liegt zu Füssen einer mächtigen Burg. Nur ein Riesenfehler hat die Stadt: Sie ist nicht autofrei! Statt Bistrotische dominieren parkierte Autos, statt Fussgänger und Velos beherrschen die Blechkarrossen die Strassen. So schade.
Nach Pruntrut erreichten wir endlich unser Gelände. Auf Feld- und Waldwegen durchquerten wir die Landschaft, die immer noch unserer zu Hause glich, mit einem riesigen Unterschied: Die Gegend ist viel weniger bevölkert, die Distanzen zwischen den einzelnen Dörfern sind relativ gross, die Dörfer klein. An Feldern vorbei, die schon längst geerntet hätten werden sollen, näherten wir uns allmählich unserem Ziel. In Chevenez fanden wir ein Restaurant, das offen hatte, um unseren Durst zu stillen. Auch dies ist eine Eigenart der Gegend, es gibt kaum offene Restaurants in den Dörfern. Oder dann hatten wir sie nicht gefunden.
So, nur noch vier Kilometer, aber eben auch noch 100 Höhenmeter. Von Chevenez fuhren wir einmal mehr auf der Landstrasse, zu Hause hatte ich jedoch eine Feldweg gefunden. Ich hielt bei diesem an. Angesichts des grasigen Zustandes des Weges fragte ich: „Jungs, weiter Strasse oder Feldweg?“ „Feldweg!“ war die einstimmige Antwort. Der Vorteil dieses Weges lag im Schatten der Hecke und des Waldes, die wir passierten. Kurz vor Réclère mussten wir wieder auf die Landstrasse wechseln, die aber nur schwach befahren war. In Réclère könnte man auch verdursten, es gibt nur ein paar Häuser, eine Kirche und sonst kaum etwas. So fuhren wir weiter unserem Ziel entgegen, das nur noch eineinhalb Kilometer entfernt war. Dies beflügelte die Buben sichtlich, so dass wir bald unsere Fahrräder abstellen und mit dem Zeltaufbau beginnen konnten. Am nächsten Tag sollte dann ein richtiger Ruhetag folgen, mit dem Besuch der Grotte und des Dinosaurierparkes.
25. Juli: Grotte und Ausflug in die Urzeit
Heute war unser Ruhetag. Trotzdem fand die Frau um halb neun Uhr, wir sollten wohl allmählich aufstehen. Scheinbar hatten wir den Schlaf nötig. Wir nahmen es gemütlich, unser nächster Termin war um halb elf Uhr: Besichtigung der Grotte von Réclère. Sie war nur mit Führung zu besichtigen, so reihten wir uns in die Schar der Besucher ein. Wir wurden auf französisch und urnerdeutsch begrüsst, wobei ich nicht sagen kann, welche Sprache ich besser verstand (als Aargauer). Da die Temperatur konstant 7° C beträgt über das ganze Jahr, hatten wir unsere Jacken angezogen. Beim Abstieg in die Grotte wurde es sehr schnell kühler, bei diesen Temperaturen draussen eine Wohltat.
Ein Loch bildete den einzigen Zugang zur Höhle, bevor sie entdeckt wurde. Die Bauern der Umgebung nutzten sie zur Beseitigung der Tierkadaver, indem sie diese einfach ins Loch schmiessen, Zigeuner holten sie wieder herauf, um daraus Leim und Dünger zu machen. Ja, wenn zwei sich verstehen, haben sie den ganzen Tag Arbeit. 1886 kam scheinbar mal jemand auf die Idee zu schauen, was sich in diesem Loch überhaupt verbirgt. Wahrscheinlich war diese Person ziemlich erstaunt, was sie zu sehen kriegte: Eine riesige Höhle hatte sich hier im Laufe der Jahrmillionen gebildet. Stalagmiten und Stalaktiten in grosser Zahl zierten die Grotte. Sie waren scheinbar so beeindruckt, dass sie allen einen Namen gaben. Da stehen „Schwiegermutter und Schwiegertochter“ Rücken an Rücken und haben sich scheinbar nichts zu sagen. Um auf diese Bezeichnung zu kommen, braucht es schon einen Hinweis der Führerin, aber es ist dann sofort klar, welches die Schwiegermutter ist… Weiter kamen wir beim „Orchester“ vorbei, einer Ansammlung von Stalagmiten mit dem Dirigenten. Des weiteren kamen wir an zwei „Ehepaaren“ vorbei, eines bei der Hochzeit nah zusammen, eines nach zwanzig Ehejahren sehr distanziert. Die Entdecker hatten scheinbar Spass daran, die Stalagmiten zu benennen. Der „Dom“ ist der grösste Tropfstein der Schweiz und 15 Meter hoch. Und Napoleon soll seinen Mantel hier auch vergessen haben. Jedenfalls ist die Höhle faszinierend und wunderschön anzuschauen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, wenn es einen mal in die Gegend verschlägt.
Kaum wieder draussen am Tageslicht, mussten wir sofort Jacke und Pullover ausziehen. Nun begaben wir uns auf den zwei Kilometer langen Rundgang durch den Préhisto-Park. Da lauerten an allen Ecken und Enden urtümliche Monster. Insgesamt 45 Nachbildungen in Lebensgrössen von Sauriern und anderen ausgestorbenen Lebewesen bevölkern den Park und lassen einen staunen. Ein Aussichtsturm gewährte uns einen Blick über die Wipfel hinweg ins enge Tal des Doubs, dem Fluss, der uns die nächsten Tage begleiten soll. Wer mal in diesem Zipfel der Schweiz unterwegs ist, sollte jedenfalls einen Abstecher in die Grotte und den Park machen.
26. Juli: Réclère – St-Ursanne
Bei der Abfahrt regnet es, entgegen der Vorhersage. Unter uns lag das Tal des Doubs, Nebel waberten über dem Fluss, Ruhe umgab uns. Kehre um Kehre fuhren wir hinunter, vorbei an extensiv bewirtschafteten Weiden, die mit Hecken durchsetzt sind und so dem Grünspecht einen idealen Lebensraum bieten, von dem wir gleich drei sehen und ihr charakteristisches Krächzen hören, das einem höhnischen Gelächter gleicht. Nach ein paar Kurven erreichten wir das Dörfchen Vaufrey. Die offizielle Route verläuft auf der Landstrasse, wir wählten wieder Kyburz spezial. Nach dem Überqueren der Brücke bogen wir links in ein Strässchen ein. Wir konnten so dem Lauf des Doubs entlang fahren, ohne von Autos gestört zu werden. Dass wir noch froh sein würden, eine dieser Blechkarrossen zu sehen, wussten wir noch nicht. Immer leicht auf und ab, war es ein Vergnügen, hier zu fahren, wenn auch gegen die Flussrichtung, was für uns ungewohnt war. Irgendwann kam ein Gatter und die Asphaltstrasse ging in einen Feldweg über. Dieser wurde immer morastiger, und Pferde versperrten uns den Weg. Zum Glück gingen sie freiwillig zur Seite. Im Wald wurde es noch sumpfiger, bald konnten wir nicht mehr fahren, sondern mussten unsere Räder schieben. Und dann lag da auch noch ein Baum quer über den Weg. Den konnten wir zum Glück noch unterqueren, der nächste lag aber satt am Boden. Also Komposition auflösen und jedes Rad einzeln darüber hinweg tragen. Wir standen buchstäblich vor Dreck, die Räder waren völlig mit Schlamm zugekleistert. Wäre ich vor ein paar Tagen noch als Tourenleiter abgesetzt worden, wäre ich jetzt wohl gelyncht worden. Nicht so meine Familie, die fand das lustig. Ein kleiner Hoffnungsschimmer kam auf, als andere Wege einmündeten und der Zustand insgesamt besser zu werden schien. Auf einem Holzerplatz stand ein ganz normales Auto, und insgeheim waren wir froh, dieses zu sehen, denn mit dem Helikopter wurde es sicher nicht hier abgesetzt. Tatsächlich, die Strasse wurde immer besser, wir konnten wieder den Blick auf den Doubs geniessen. Das Wetter war noch nicht besser geworden, es regnete immer noch. Aber was solls, nass und dreckig wie wir waren, war uns dieses bisschen Feuchtigkeit egal. Irgendwann mündete unser Feldweg wieder in die Landstrasse ein. Ich hätte nun die nächste Variante parat, aber die Abenteuerlust schien für den Moment gestillt. So blieben wir brav auf der ausgeschilderten Route. Beim Örtchen Bremoncourt überquerten wir die Grenze in die Schweiz. Wir waren nun im Naturpark Doubs. Wir sind ja immer sehr skeptisch, auf Landstrassen zu fahren, aber hier herrschte wirklich praktisch kein Verkehr. Kein halbes Dutzend Autos passierte uns im französischen Teil, auf der Schweizer Seite waren es nicht viel mehr. Der Doubs schlängelt sich hier durch das Tal, links und rechts sind steile Weiden und Wälder, druchsetzt von Felsen. Kurz vor St-Ursanne hatten wir freien Blick auf den Fluss. Prompt zischte ein blau schimmernder Eisvogel vorbei. Nun hatten wir es bald geschafft, die berühmte Brücke des Städtchens war erreicht. Am Dorfbrunnen wuschen wir mal den gröbsten Schmutz ab, bevor wir unseren Durst in einem Restaurant stillten. Das Städtchen ist sehr schön mittelalterlich erhalten, hat aber den gleichen Fehler wie Pruntrut: Es ist nicht autofrei. Schade für das Ortsbild. Der Zeltplatz lag etwas ausserhalb an einer Transitstrasse, war aber überraschend ruhig.
27. Juli: Wanderung um St-Ursanne
Heute war noch einmal schönes Wetter angesagt, wir wollten deshalb dem Doubs entlang wandern und über Montenol zurück nach St-Ursanne. Beim Start war es noch relativ kühl, der Himmel wolkenverhangen. Der Doubs hat sich hier tief ins Gestein gefressen, die Krete 500 Meter weiter oben lässt erahnen, wo die Freiberge liegen, der Hang heisst denn auch Haute Côte. Just als der Weg anstieg und sich vom Fluss entfernte, kam die Sonne zum Vorschein. Entsprechend heiss war denn auch der Aufstieg, aber wir waren wieder relativ einsam unterwegs, was uns natürlich überhaupt nicht störte. War der Aufstieg bei Châtillon vorbei noch an der prallen Sonne, verlief der Abstieg nach Montenol im Wald und entsprechend in der Kühle. Wir folgten dem Wegweiser nach St-Ursanne durch Kuhweiden und durch Wälder. Im Städtchen war ein Markt, und die Autos wurden endlich dorthin verbannt, wo sie hingehören, nämlich ausserhalb der Stadtmauern. Leider nur temporär. Wir genossen jedenfalls die Ambiance.
28. Juli: La Combe – Le Bémont
Und wieder war schlechtes Wetter angesagt. Trotzdem wollten wir noch etwas radeln, den Aufstieg von St-Ursanne in Freiberge ersparten wir uns aber und nahmen den Zug bis nach La Combe, einer Haltestelle im Nirgendwo zwischen Tannenwäldern und Viehweiden. Dass die CJ, die Chemin de fer de Jura, keine SBB sind, merkte man als Velofahrer sofort. In Glovelier half uns der Lokführer beim Einladen der Fahrräder, an der Haltestelle wieder beim Ausladen. Aber erst, als er den Zug wieder zwei Meter zurücksetzte, damit wir bequem aufs Perron ausladen konnten. Und nun standen wir ganz alleine da, mitten in den herrlichen Freibergen, dem Wilden Westen der Schweiz. Eine kleine Asphaltstrasse führte uns durch die Gegend, bald jedoch wich diese einem Feldweg, unserem bevorzugten Untergrund. Gemütlich radelten wir durch die wunderschöne Landschaft. Gesteigert wurde der Eindruck durch den Torfsee, der am Weg lag. Die Sonne schickte sich an, durch die Wolken zu brechen, die mächtigen Tannen spiegelten sich im dunkeln See. Wir fuhren weiter Richtung Pré Petitjean, legten aber vorher noch eine Rast ein an einem schönen Picknickplatz. Gegen Montfaucon stieg die Strasse ziemlich an, aber verglichen mit den bisherigen Steigungen war das zu vernachlässigen. Genau, Montfaucon. Kurz vor den Ferien schauten die Kinder ein Fotoalbum von mir an. Von Ferien in Montfaucon. Vor über dreissig Jahren. Kinder, wie die Zeit vergeht. Wir fuhren nun zur Hölle. Nach Les Enfers, so der Name eines Weilers. Wie man es eben kennt: Durch Weiden, zwischen Kühen und Pferden hindurch. Rasant war die Fahrt hinunter, aber nicht ganz ohne, wenn man nur noch die Vorderbremse zur Verfügung hat… Bei Les Enfers trafen wir wieder auf die Route 7, die nun durch einen Wald führte und danach fast schnurgerade nach La Bosse, einem weiteren Weiler. Nun noch eine kurze Steigung hoch, und wir waren in Le Bémont. Auch das kam uns wieder bekannt vor, Vorstandsreise anno… Ach, lassen wir das. Aber für mich ist es halt auch gleichzeitig eine Reise der Erinnerungen. Die Jugendherberge, Ende der Etappe. Und nicht zu früh. Kaum fünf Minuten später regenete es…
Mein Resumee dieser Etappe: Die Freiberge sind einfach fantastisch schön!
31. Juli: Le Bémont – Mont Soleil – Sonvilier/Biel – Meienried
Zwei Tage regnete es in den Freibergen, langweilig wurde es uns trotzdem nicht. Im Hallenbad konnten die Kinder den letzten Dreck mal abwaschen, ich meine Bremsen am Bike reparieren lassen. Am zweiten Tag fuhren wir nach La-Chaux-de-Fonds ins Uhrenmuseum, ein lohnender Besuch. Nun sollte es aber endlich wieder einen regenfreien Tag geben, so dass wir unsere Tour fortsetzen konnten. Tatsächlich sandte die Sonne einen ersten scheuen Strahl zu uns. Wieder voll bepackt fuhren wir los, doch schon bald kamen wir in einen Freiberger Stau: Eine Gruppe Pferde stand mitten auf der Strasse, so dass wir aussen rum über die Weide fahren mussten. Ich musste schmunzeln, als ich an die Autofahrer am Gubrist dachte… In ständigem Auf und Ab, wie es für die Freiberge typisch ist, kamen wir vorwärts, die Sonne hielt sich aber bedeckt. Wir kamen an Orten vorbei mit so schönen Namen wie Les Cerlatez oder La Chaux-des-Breuleux, von denen ich nicht weiss, was sie bedeuten, aber an kulinarische Höhenflüge erinnern. Auch die Landschaft war zauberhaft: Weiden mit mächtigen Wettertannen, darauf weideten bunt durchmischt Pferde und Rinder. Nach Les Breuleux verliessen wir wieder mal die Route 7 und folgten der Jurabike 3 über Felder und lockere Fichtenwälder. Unterhalb der Combe à la Biche trafen wir wieder auf die Juraroute, wir fuhren also wieder auf Asphalt die letzten Meter zum Mont Soleil hoch, die es allerdings in sich hatten, war die Strasse doch ziemlich steil. Aber schon bald standen wir beim Ortsschild „Mont Soleil“, zwei riesige Windräder drehten langsam, weiter hinten war eine riesige Solarfarm der BKW. Eigentlich hatte ich ein Restaurant erwartet auf der Passhöhe. Leicht enttäuscht fuhren wir weiter, nun den Chasseral vor Augen. Bald aber begrüsste uns eine geschäftstüchtige Serviceangestellte im Restaurant „Auberge de la Cremerie“ freundlich, und ich konnte endlich die versprochenen Getränke bestellen. Die grösste Anstrengung hatten wir nun hinter uns, die Abfahrt nach Sonvilier verlangte vor allem Kraft in den Bremsfingern (zum Glück hatte ich neue Bremsklötze), steil führte die Strasse durch den Wald zum Bahnhof hinunter, wo wir den Zug nach Biel nahmen.
In Biel suchten wir nun nach den Wegweisern der Route 8, der Aareroute, und fühlten uns fast ein bisschen heimisch, radelten wir hier doch vor bald drei Jahren schon mal hier durch. In der Häfti am alten Aarelauf wollten wir wieder auf den Beobachtungsturm, aber der Weg dorthin war überschwemmt. So schauten wir halt vom Boden aus und sahen prompt einen Eisvogel. Wenig später fuhren wir zu unserer Unterkunft auf der anderen Aareseite, wo wir wieder im Stroh übernachteten. Am Abend unternahmen wir einen Spaziergang am Meienriedloch, einem weiteren alten Aarelauf, der bei der Juragewässerkorrektion abgeschnitten wurde vom Fluss. Wir freuten uns über die Beobachtung von Silberreihern, Rehen und eines Wanderfalken, allerdings freuten sich auch die Stechmücken, die regelrecht über uns herfielen.
1. August: Meienried – Olten
Weitere Bilder findet ihr auf meiner Seite bei Flickr.
Fakten & Fazit
- Wir haben wir neue Regionen kennen gelernt in der Schweiz
- Wir haben in einem halben Tag mehr erlebt als andere, die um den halben Globus fliegen und dort zwei Wochen in einem All-inclusive-Hotel auf das Ferienende warten
- Wir müssen nicht ins Ausland reisen, es gibt genug zu entdecken in der Schweiz
- Reisen dieser Art schweissen die Familie zusammen
- Wir können allen empfehlen, diese Art der Reise auch mal mit der Familie auszuprobieren (es muss ja nicht gleich mit Zelt und Schlafsack sein)
- Ich liebe es, jeden Tag wieder durch neue Landschaften zu fahren, im eigenen Tempo
- Es macht auch bei nicht optimalem Wetter Spass
- Flexibilität schont die Nerven
- Die SBB schonen die Nerven nicht